Annehmen was ist – das klingt einfach, ist aber oft eine der größten Herausforderungen im Leben. Viele Menschen kämpfen gegen unangenehme Realitäten an, wollen Dinge ändern, die nicht in ihrer Macht stehen, und geraten dabei in einen Kreislauf aus Frustration und Leid. Doch wahres Wachstum beginnt oft dort, wo wir aufhören zu kämpfen und stattdessen lernen, das Leben so anzunehmen, wie es ist.
In diesem Artikel erfährst du, was es bedeutet, wirklich zu akzeptieren, warum das so schwerfällt und wie du durch gezielte Übungen mehr innere Gelassenheit entwickeln kannst.
Inhalt
Annehmen was ist und Akzeptanz lernen: das ist der genaue Unterschied
„Annehmen, was ist, und Akzeptanz lernen“ – zwei Konzepte, die auf den ersten Blick ähnlich erscheinen, aber eine tiefere Unterscheidung in ihrer Bedeutung aufweisen. Wir erklären in den folgenden Abschnitten die feinen Unterschiede zwischen annehmen, hinnehmen und akzeptieren.
Annehmen, was nicht zu ändern ist
Jeden Tag erleben wir Situationen, die wir nicht beeinflussen können: das Wetter, den Verkehr, die Vergangenheit, das Verhalten anderer Menschen oder unvorhersehbare Lebensereignisse. Die Frage ist, wie wir darauf reagieren. Annehmen bedeutet nicht, sich widerstandslos in sein Schicksal zu fügen, sondern mit Klarheit zu erkennen, was veränderbar ist und was nicht.
Was bedeutet es, etwas anzunehmen?
Annehmen bedeutet, die Realität bewusst wahrzunehmen, ohne in Widerstand zu gehen. Das heißt nicht, dass du alles gutheißen oder deine Emotionen unterdrücken sollst. Vielmehr geht es darum, den Ist-Zustand als Ausgangspunkt zu akzeptieren, um daraus bewusste Entscheidungen für dein weiteres Handeln zu treffen.
Annehmen oder hinnehmen? – Der feine Unterschied
Viele Menschen verwenden die Begriffe „annehmen“ und „hinnehmen“ synonym, doch die Bedeutungen unterscheiden sich wesentlich und haben tiefere Implikationen. Während „hinnehmen“ in der Regel passiv und mit einer Haltung der Resignation verbunden ist, bezeichnet „annehmen“ einen aktiven, reflektierten Prozess.
„Hinnehmen“ beschreibt die passiven Akzeptanz einer Situation, ohne dabei Einfluss auf den Verlauf oder die Konsequenzen zu nehmen. Es impliziert oft das Gefühl der Machtlosigkeit, da der Betroffene die Umstände als unveränderlich ansieht und sich innerlich mit dem Gegebenen abfindet.
„Annehmen“ hingegen erfordert eine bewusste Auseinandersetzung mit der Realität. Es bedeutet, die gegebenen Umstände nicht nur zu akzeptieren, sondern auch die Verantwortung zu übernehmen, Wege zu finden, wie man mit der Situation konstruktiv umgehen kann. Dieser aktive Schritt eröffnet Raum für Veränderung und Wachstum, da der Fokus auf Lösungen und Anpassungsfähigkeit liegt.“

Dinge akzeptieren, die man nicht ändern kann
Akzeptanz in der Psychologie beschreibt die bewusste Entscheidung, eine Situation oder einen Zustand ohne inneren Widerstand zu akzeptieren. Das bedeutet nicht, dass man sich damit zufriedengibt oder aufgibt – sondern dass man bewusst aufhört, Energie in den Kampf gegen Unvermeidliches zu stecken. Eine Studie von Hayes et al. (2006) zur Akzeptanz- und Commitment-Therapie (ACT) zeigt, dass Akzeptanz-Strategien helfen können, emotionales Wohlbefinden zu steigern und psychische Flexibilität zu fördern.
Akzeptieren bedeutet:
- Zu erkennen, dass bestimmte Dinge außerhalb unserer Kontrolle liegen.
- Die eigene Energie auf das zu lenken, was verändert werden kann.
- Frieden mit der Gegenwart zu schließen.
Annehmen was ist durch radikale Akzeptanz: Was ist das und warum fällt es uns so schwer?
Der Begriff „radikale Akzeptanz“ stammt aus der Dialektisch-Behavioralen Therapie (DBT) und beschreibt eine Haltung, in der wir die Realität vollständig annehmen, in der wir alles bejahen – selbst wenn sie unangenehm oder schmerzhaft ist. Dies fällt uns schwer, weil unser Gehirn evolutionär darauf programmiert ist, Probleme zu lösen und nach Kontrolle zu streben. Doch manchmal liegt die Lösung nicht im Handeln, sondern im Loslassen.
Ein Beispiel dafür ist eine unerwartete Jobkündigung: Anstatt sich in Frustration zu verlieren, kann radikales Akzeptieren helfen, die neue Situation zu akzeptieren und sich konstruktiv auf neue Möglichkeiten zu konzentrieren.
Mehr zum Thema Loslassen und wie du über dich selbst in verschiedenen Situationen denkst, kannst du auch in unserem Artikel Ich bin nicht meine Gedanken: Die Wahrheit über dein Selbstbild erfahren.
Akzeptieren und annehmen – diese Rolle spielt dein Gehirn und deine Nerven
Unser Gehirn ist darauf ausgerichtet, Schmerz und Unbehagen zu vermeiden. Das limbische System, insbesondere die Amygdala, löst Stressreaktionen aus, wenn wir uns bedroht oder hilflos fühlen. Diese Reaktionen haben evolutionsbiologisch eine Schutzfunktion, können aber im modernen Alltag zu chronischem Stress führen. Akzeptieren und Annehmen bedeutet nicht, dass der Schmerz verschwindet, sondern dass wir lernen, ihn bewusst wahrzunehmen, ohne gegen ihn zu kämpfen.
Ein Beispiel: Wenn wir uns nach einem Fehler selbst verurteilen, verstärken wir negative Emotionen. Durch Akzeptanz erkennen wir den Fehler an, lernen daraus und gehen gestärkt weiter. Durch Achtsamkeit und bewusste Akzeptanz können wir diese Prozesse beeinflussen und unser Nervensystem beruhigen.
Es kann dir in dieser Situation auch helfen, wenn du an deine Charakterstärken denkst und was dich im Kern ausmacht. Dazu haben wir einen weiteren spannenden Artikel verfasst, mit dem Titel Charakterstärken: Entdecke deine innere Superpower. Schau ihn dir auch gerne an!
Dinge akzeptieren und loslassen – mit diesen 7 Übungen geht’s ganz einfach
Wenn du dich an der ein oder anderen Stelle in diesem Artikel ertappt gefühlt hast, wirst du die folgende Liste sicherlich auch interessant finden. Denn wir haben die Top 7 Übungen, die etwas weniger bekannt sind, für dich zusammengestellt, die dir dabei helfen können, deinen Alltag entspannter anzugehen.
- Paradoxe Intention nutzen: Wenn du Angst oder Unbehagen verspürst, versuche bewusst, das Gefühl noch stärker hervorzurufen. Dieser paradoxe Ansatz, den Viktor Frankl prägte, kann helfen, Ängste abzubauen, abzulehnen und Kontrolle zurückzugewinnen.
- Widerstand körperlich spüren: Setze dich hin, schließe die Augen und spanne für einige Sekunden bewusst alle Muskeln an. Danach lass los. Diese Übung macht spürbar, wie Widerstand sich anfühlt – und wie befreiend das Loslassen sein kann.
- Gedankliches Zeitreisen stoppen: Jedes Mal, wenn du in Grübeleien über die Vergangenheit oder Zukunft verfällst, sage dir innerlich: „Zurück ins Jetzt.“ Dies trainiert deine Achtsamkeit und hilft dir, den Moment zu akzeptieren.
- Verlangsamung praktizieren: Tue alltägliche Dinge bewusst langsamer – gehe langsamer, kaue langsamer, tippe langsamer. Dies schafft eine neue Wahrnehmung und hilft, Geduld und Akzeptanz zu stärken.
- Akzeptanz durch Humor: Lerne, über dich selbst und deine Unvollkommenheiten zu lachen. Sieh dein Leben wie eine Sitcom – das hilft, Distanz zu gewinnen und Dinge leichter anzunehmen.
- Die 90-Sekunden-Regel anwenden: Intensive Emotionen wie Wut oder Trauer dauern neurologisch betrachtet oft nur 90 Sekunden. Beobachte die Welle der Emotion, ohne sie zu bewerten, und lass sie von selbst abebben.
- Natur als Spiegel nutzen: Betrachte einen Baum, der dem Wind nachgibt, statt dagegen anzukämpfen. Dies dient als Metapher für Akzeptanz und zeigt, wie Flexibilität mehr Kraft bringt als starrer Widerstand.

Alle oben genannten Tipps, setzen eine Art der Selbstreflexion voraus. Um dazu mehr zu erfahren, schau dir auch gerne unseren Artikel Selbstreflexion: das Gespräch mit dir selbst an.
Annehmen was ist: Zitate und Sprüche, um eine neue Perspektive zu finden
Wir finden es immer spannend eine neue Perspektive auf alte, teils eingefahrene Gewohnheiten zu erlangen. Vielleicht findest du den ein oder anderen Spruch unserer nachfolgenden Liste genauso erhellend, wie wir:
#1: „Vergiss, wie es war – akzeptiere, wie es ist.“
#2: „Nicht die Dinge selbst beunruhigen die Menschen, sondern ihre Meinungen und Urteile über die Dinge.“ – Epiktet
#3: „Glück beginnt da, wo wir aufhören, gegen das zu kämpfen, was wir nicht ändern können.“
#4: „Akzeptiere, was ist, lasse los, was war, und habe Vertrauen in das, was kommt.“
#5: „Der Schmerz ist unvermeidlich, das Leiden ist optional.“ – Buddha
#6: „Man kann das Leben nur rückwärts verstehen, aber leben muss man es vorwärts.“ – Søren Kierkegaard
#7: „Es gibt einen großen Unterschied zwischen aufgeben und akzeptieren.“
Unsere fortführenden Empfehlungen zum Thema Akzeptieren und Loslassen
Wenn du dich weiter mit dem Thema beschäftigen möchtest, empfehlen wir dir folgende Autorinnen und Werke:
- Anne Dalhaus: „Annehmen was ist“ – ein praxisnahes Buch zur Akzeptanz im Alltag.
- Byron Katie: „The Work“ – eine Methode zur Befreiung von leidvollen Gedanken.
Häufig gestellte Fragen zum Thema Akzeptieren was man nicht ändern kann
Was ist der Unterschied zwischen annehmen und akzeptieren?
Annehmen ist ein aktiver Prozess des Bewusstwerdens, während Akzeptanz die innere Haltung beschreibt, sich mit einer Situation abzufinden.
Was bedeutet Akzeptanz: Psychologie und Definition erklären es?
Akzeptanz ist die bewusste Entscheidung, eine Situation oder Emotion nicht zu bekämpfen, sondern zu integrieren. Psychologisch betrachtet spielt dabei die kognitive Neubewertung eine wichtige Rolle: Indem wir unsere Wahrnehmung bewusst verändern, reduzieren wir emotionalen Widerstand und können gelassener mit Herausforderungen umgehen. Akzeptanz ist die bewusste Entscheidung, eine Situation oder Emotion nicht zu bekämpfen, sondern zu integrieren.
Was ist der Unterschied zwischen akzeptieren und respektieren?
Respektieren bedeutet, eine andere Meinung oder Situation anzuerkennen, ohne sie unbedingt zu unterstützen, zu akzeptieren oder zuzustimmen. Dabei bleibt eine gewisse Distanz zur eigenen Haltung bestehen, während Akzeptanz oft eine tiefere emotionale Zustimmung oder Integration erfordert.
Muss ich alles annehmen, was ist, auch wenn es unangenehm ist?
Nein, du musst nicht alles gutheißen. Doch die Realität zu akzeptieren, wie sie ist, hilft dir, klügere Entscheidungen zu treffen und inneren Frieden zu finden.